Es ist wieder Zeit für „10 Fragen an Hochzeitsdienstleister“. Ich war bei Designerin und Goldschmiedin Birgit Okulla im Atelier im Nicolaiviertel in Unna und auch wenn Birgit auf Unikate und Kleinserien spezialisiert ist, freut sie sich immer, wenn sie die Trauringe für Brautpaare entwerfen und fertigen
darf. Ich fand meinen Besuch dort total interessant und ich habe ein schönes Interview für euch mitgebracht.

1. Was verbindest du mit Hochzeiten?

Bei Hochzeiten denke ich sofort an die Romantik und dass es für viele einer der schönsten Tage im Leben sein sollte. Hier im Nicolaihaus direkt gegenüber kann ich auch einige Hochzeiten beobachten. Die sind schon alle sehr unterschiedlich – mal eher laut, mal ganz romantisch, das ist schon interessant zu sehen. Ich werde auch öfters mal gebeten hier Fotos zu machen, das finde ich immer ganz schön.

Für mich ist das wichtigste bei einer Hochzeit das JA-Wort und das Versprechen in guten, wie in schlechten Zeiten zueinander zu stehen.

Atelier von Birgit Okulla | © Birgit Okulla

Atelier von Birgit Okulla | © Birgit Okulla

2. Ein frisch verlobtes Pärchen betritt das Atelier und hat noch keine Vorstellung davon, wie die Eheringe aussehen sollen. Wie gehst du vor?

Ich versuche zunächst das Paar besser kennenzulernen und herauszufinden: Was wünscht sich das Paar? Dürfen die Ringe Volumen haben, oder sollen sie eher kleiner sein, so dass man sie kaum spüren kann? Die Ringe sollen ja im Idealfall lange Zeit getragen werden und die Grenzen der Tragbarkeit setzt jeder selbst. Es ist schon schwieriger Ringe für 2 Personen zu finden, als wenn nur eine Person sich ein Schmuckstück aussucht. Die Ringe müssen gemeinschaftlich gefallen.

Ich mache Entwürfe, die den Vorstellungen des Paars entsprechen. Meistens orientieren sich die Paare an schon existierenden Ringen, einige lassen sich jedoch etwas ganz Besonderes und Individuelles entwerfen und fertigen. Meine Ringe sind nie einfache Nachbildungen, sie orientieren sich dann vielleicht an anderen Ringen, aber ich designe jedes Schmuckstück individuell.

Designerin Birgit Okulla bei der Arbeit | © Birgit Okulla

Designerin Birgit Okulla bei der Arbeit | © Birgit Okulla

Ich frage die Paare auch nach einem gemeinsamen Symbol oder einem Motiv, was die beiden verbindet und mit deren Leben zu tun hat. Dieses Symbol, Motiv oder Thema kann in die Gestaltung der persönlichen Ringe einfließen und so die Ringe zu etwas Individuellen machen. Die Ringe müssen einfach zum Paar passen.

3. Ist es besser, sich als Paar schon vorher zu informieren?

Ein ganz klares Ja. Es ist immer gut, wenn die Paare schon ein paar Vorstellungen haben, darauf können wir dann gemeinsam aufbauen. Dennoch können sich die Paare bei mir auch auf ganz Neues einlassen und im Gespräch herausfinden, was entstehen soll.

Atelier von innen | © Birgit Okulla

Atelier von innen | © Birgit Okulla

4. Welche Materialien gibt es und was würdest du für Eheringe empfehlen?

Es gibt so viele unterschiedliche Materialien: Silber, Stahl, Gelbgold, Rosé oder Platin sind nur einige davon. Pauschal empfehlen kann ich hier nichts, auch hier kommt es wieder auf das Paar an. Je nach Eigenschaften (Stabilität, Farbe, ect.) die die Ringe haben sollen, kann ich unterschiedliche Materialien und Legierungen empfehlen.

Meiner Meinung nach dürfen Ringe auch mitleben und von ein paar Kratzern des Lebens gezeichnet werden, weil sie dann zeigen, wie das Leben nunmal ist. Diese Ringe kann man natürlich immer wieder aufarbeiten und polieren lassen. Diesen Service biete ich in meinem Atelier auch an.

Einen Trend gibt es aktuell bei Bicolor-Ringen, am häufigsten ausgewählt wird Gelbgold, dicht gefolgt vom Weißgold.

5. Du bietest auch Kurse zum Selbermachen an. Worin liegt hier der besondere Reiz?

Mir macht es Spaß zu zeigen, was mein Beruf als Designerin und Goldschmiedin bedeutet und andere in meiner Tätigkeit anzuleiten. Entwerfen und Schmuck fertigen ist das, was ich liebe und ich finde es schön, andere daran teilhaben zu lassen.

Gerade bei Eheringen ist dies etwas ganz Besonderes: ein Stück von uns ist in den Ringen mit drin.

Je nachdem wie handwerklich geschickt die Paare sind, ist es mal schwieriger – mal etwas einfacher. Am Besten ist es, wenn man sich auf das
Material und die Technik einlässt und offen ist. Es muss auch nicht immer so perfekt werden, wie ein aus der Maschine gefallenes Schmuckstück. Man muss nicht immer perfekt sein und man sollte sich nicht mit seinem Partner vergleichen, so nach dem Motto „Bei ihm sieht es aber viel besser aus“.

Wir nehmen uns so viel Zeit, wie wir brauchen, um am Ende genau die Schmuckstücke zu erhalten, die gewünscht sind.

6. Beschreib doch mal die besondere Ossa-Sepia-Technik.

Ossa Sepia ist die wissenschaftliche Bezeichnung für Knochen des Tintenfisches (Ossa = Knochen, Sepia = Tintenfisch). Der Schulp des Tintenfisches ist der Rückenknochen, dieser dient als Schwimmblase und für das Gleichgewicht des Fisches.

In der Ossa-Sepia Gusstechnik entstehen selbst entworfene Objekte/Schmuckstücke, bei der das gewünschte Motiv in die weiche Seite des Schulps modelliert wird. Der entstandene Hohlraum wird mit flüssigem Edelmetall ausgegossen.

Gussform aus Tintenfisch-Knochen | © Birgit Okulla

Gussform aus Tintenfisch-Knochen | © Birgit Okulla

Das sieht interessant aus wenn das flüssige Metall erkaltet und in der Form noch glüht und zeigt wirklich die Basis des Goldschmiedens: Feuer und flüssiges Metall. Das entstandene Schmuckstück bekommt durch die Wachstumsstruktur der Sepia-Schale eine faszinierende Oberfläche, die an die vom Wind gekräuselte Meereswellen erinnert – jedes Schmuckstück ist ein Unikat! Für meine Kurse sind keine Vorkenntnisse erforderlich, einzig die rechtzeitige Anmeldung zu den Kursterminen oder das Absprechen eines Wunschtermines wäre gut für die Planung.

Diese Methodik ist gut zu vermitteln und es macht echt Spaß. Die Termine, weitere Infos, sowie Fotos des Kurses findet ihr auf meiner Website. So ein Kurs dauert einen Tag und kostet 150€/Person, zuzüglich der Materialkosten (bei Silber sind dies vielleicht 20-30€ zusätzlich).

7. Wie könnte so ein Kurs zum Beispiel als Junggesellenabschied genutzt werden?

Für die Braut könnte der Brautschmuck erstellt werden: Ohrringe, eine Kette, vielleicht aus mehreren Teilen oder mit einem schönen Anhänger. Für den Bräutigam könnten wir Manschettenknöpfe erstellen.

Die Struktur der Ossa-Sepia-Technik ist immer einmalig, man erkennt die Spuren des Meeres darin.

8. Was ist, wenn beim Selbermachen Fehler gemacht werden?

Generell versuche ich handwerklich so wenig abzunehmen, wie es nur geht. Wenn jemand vor bestimmten Schritten, wie zum Beispiel Löten oder Schmelzen Bedenken hat, biete ich natürlich meine Hilfe an. Wenn jemandem etwas schiefgeht, kann man es immer wieder gut machen

Ich fertige oft parallel ein eigenes Schmuckstück an, so dass ich die Schritte genau demonstrieren kann und die Teilnehmer der Kurse mir dann nachmachen können.

Ich sage aber auch immer, man soll das Gefühl für die Realität nicht verlieren: es muss nicht immer alles perfekt sein und jeder darf auch unperfekte Dinge zulassen, denn so ist das Leben. Das Leben und der Schmuck sollten zusammenpassen.

Am Ende sind aber immer alle sehr glücklich mit ihren Schmuckstücken.

Fertige Ringe | © Birgit Okulla

Fertige Ringe | © Birgit Okulla

9. Gab es mal richtig ungewöhnliche Wünsche für Trauringe oder andere Schmuckstücke?

Bei Trauringen gibt es häufig nur einen “schmalen Grad“ wo man gestalterisch agieren kann, da es sich bei Eheringen meist um Bandringe handelt, die
alltagstauglich sein sollen (- gerade für Männer, die es oft nicht gewohnt sind Schmuck zu tragen). Aber gerne werden ungewöhnliche Strukturen, wie zum Beispiel textile Muster gewählt oder eingearbeitete Initialen als Gestaltungselement.

10. Gibt es Klassiker beim Eingravieren?

Inzwischen ist beim Eingravieren ja alles möglich. Ich finde es immer schön, wenn etwas handschriftlich in die Ringe geschrieben wird, wenn es schon Kinder gibt, finde ich es toll, wenn auch diese in den Ringen verewigt werden.

 

Liebe Birgit, vielen lieben Dank für dieses Interview. Es hat mir große Freude gemacht, dich in deinem Atelier zu besuchen. Man merkt, dass du viel Herzblut in deinen Schmuck steckst. Ich finde es bewundernswert, dass du alles selbst gemacht hast:  von der Renovierung des Ateliers, über das Design der Werbematerialien bis hin zu deiner Schmuck-Kollektion.

Wenn ihr Birgit Okulla mal besuchen wollt, dann schaut doch in ihrem Atelier im Güldenen Trog 1 in Unna vorbei.

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