Es war einmal im Jahre 2010, Mr. B. und ich standen gemeinsam in der Küche und bereiteten das Abendessen zu. Schwer geschafft von einem harten Arbeitstag und schon völlig unterzuckert dachte ich mehrmals in meinem Kopf miaut es. Soweit war es also schon gekommen. Natürlich erzählte ich davon nichts Mr. B. – der würde sonst denken, ich sei völlig bekloppt. Aber schon wieder: Miau! Sehr merkwürdig… Plötzlich fing auch Mr. B. an sich seltsam umherzusehen. Und dann hörten wir beide ein relativ lautes „MIAU“. Wir sahen uns an und unsere Blicke verrieten: „Ja, das hab ich auch gehört“. Aber was konnte das sein? Und wo?

Lilly versteckt sich

Lilly versteckt sich

Todesmutig schritt Mr. B. voran in unser Wohnzimmer. Das Miauen wurde inzwischen konstanter. Mit vereinter Kraft der vier Ohren konnten wir die Quelle des Miauens dann relativ schnell hinter der Couch orten. Ein kleines verängstigtes Kätzchen hatte sich in die hinterste Ecke des Wohnzimmers verkrochen. Wie lockt man eine Katze? Unsere guten Zurufe und ausgestreckten Hände hatten nicht wirklich den gewünschten Erfolg.
Wir mussten also zu härteren Maßnahmen greifen und zauberten aus unserem Kühlschrank wunderbaren Kochschinken. Damit liess sich die Kleine ohne Weiteres locken. Zur Krönung gab es dann noch, total klischeehaft, aber wir wussten es nicht besser, eine Schüssel Milch (immerhin laktosefrei, falls es das besser macht).

Zunge raus

Zunge raus

In unser Wohnzimmer hatte sich also eine kleine Katze verirrt. Naja, die musste ja irgendwem gehören, also haben wir sie erstmal wieder nach draußen auf die Terasse gesetzt. Und dort blieb sie, Minuten, Stunden, sogar über Nacht! Am nächsten Tag war zum Glück Wochenende und wir konnten ausgiebig diskutieren, wie wir weiter vorgehen. Zunächst mussten die Nachbarn befragt werden, ob sie eine kleine Katze vermissen – Fehlanzeige. Tätowiert war sie auch nicht. Also quasi eine Waisenkatze! Ich hatte sofort Mitleid (und war eh schon verzückt). Mr. B. war noch nicht so überzeugt und meinte mal gelesen zu haben, dass es auch unsichtbare Chips gibt, die nur ein Tierarzt auslesen kann.

Lilly

Lilly

Ok: wir machten einen Deal: Wenn die Kleine keinen Chip hat und wenn ich dafür sorge, dass sie kastriert wird, damit wir keine Katzenzucht aufmachen und wenn unsere Eltern sich bereiterklären in unseren Urlauben auf die Kleine aufzupassen – dann, aber auch nur dann darf ich sie behalten. Ganz schön viele „Wenns“ – aber machbar.

Über das Wochenende versorgten wir die kleine Katze bereits mit echtem Katzenfutter und Wasser (ein Fortschritt). Wir ließen sie auch ganz oft nach draußen, falls sie doch noch zu ihrer Familie zurücklaufen wollte. Manchmal war sie auch stundenlang weg, aber sie kam immer wieder. Inzwischen hatte ich mir auch schon einen Namen überlegt: „Lilly“

Für den Montag hatte ich dann geplant zum Tierarzt zu fahren. Morgens war Lilly aber sehr merkwürdig drauf. Sie hatte plötzlich eine ganz tiefe Stimme, schleifte mit dem Popo über den Boden und umgarnte Mr. B. ständig. Wir hatten kurz Angst eine verhaltensgestörte Katze mit Hirntumor oder so vor uns zu haben. Aber, Google sei Dank, wir fanden schnell heraus, dass dies typische Anzeichen für Rolligkeit bei Katzen sind. Ich fuhr also trotzdem mit ihr zum Tierarzt (in einem Pappkarton, aus dem sie während der Fahrt ausgebrochen ist – es war ganz furchtbar!). Dort bekam ich dann die erleichternden Antworten: Lilly hatte keinen Chip und gehörte damit mir. Wir hatten richtig geschätzt: sie war rollig und sobald sie kastriert sein würde, würde sich ihr Verhalten normalisieren. Um das Ganze fix zu machen wurde Lilly direkt in meinem Namen tätowiert und ein Termin zur Kastration vereinbart.

Lilly schläft

Lilly schläft

Zu Hause hatte Mr. B. schon damit gerechnet und freute sich inzwischen auch über unseren Familienzuwachs. Seitdem sind wir Untertanen von Prinzessin Lilly. Wir geben ihr Essen, Trinken, Schmuseeinheiten – aber nur wenn gewünscht, entfernen Zecken, Winterfell und Kletten und haben unsere Lilly einfach total lieb.

Vielen Dank auch an dieser Stelle an unsere Eltern, die fleißigen „Katzen-Sitter“, die während unserer Urlaube immer hervorragend auf Lilly aufpassen. Dieses Jahr hat Lilly sogar ein Zeugnis bekommen:

Habt ihr auch Haustiere? Haben diese eine besondere Geschichte? Kennt ihr schon Anne von goingvagabond.de? Die hat in Peru einen Straßenhund adoptiert. Ich sag’s euch: das Leben schreibt die tollsten Geschichten!

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