„Schatz, ich wünsche mir Eier“ – Ok – Was antworte ich da jetzt drauf? Am besten erstmal gar nichts, so tun, als hätte ich nichts gehört. Was meint er denn? „Das wäre doch voll cool, wenn wir hier jeden Tag frische Eier hätten, dann könnten wir Pfannkuchen machen, Rührei und sogar selbstgemachte Carbonara…“ – Achso. Die Eier meint er! Hätt ich mir ja denken können, dass es ums Essen geht. Aber was möchte er mir eigentlich sagen?

Wir haben auf unserem Grundstück einen alten Hühnerstall. Der war schon immer da, aber die Zeiten in denen er zuletzt als Hühnerstall genutzt wurde sind mehr als vorbei. Aber genau diese Hütte brachte Mr. B. auf den unheimlich verlockenden Gedanken jeden Tag frische Eier zu haben. Nach dieser Verkündung bin ich zunächst wenig begeistert von der Aussicht bald als Landwirtin mit eigenen Hühnern unsere Eier auf dem Bauernmarkt zu verkaufen. Doch Mr. B. ist Feuer und Flamme und ein paar Tage später liegen 2 Ausgaben der Landlust
auf unserem Wohnzimmertisch. Oh je, so weit ist es also schon gekommen. Nach kurzer oder eher längerer Recherche in die die gesamte Familie eingebunden ist (es wollen ja schließlich alle unsere Eier haben) werden die unterschiedlichen Hühnerrassen verglichen.

Hahn

Hahn

Die Entscheidung steht: das, zugegebenermaßen recht hübsche, Zwerghuhn soll es sein.
Irgendwann hatten mich alle dann weich geklopft und ich habe mein OK gegeben. Meine einzige Bedingung war und ist bis heute, dass wir keinen Hahn in unseren Garten setzen. Unsere Nachbarn haben den Hahn Hermann und obwohl wir bestimmt 500 Meter Abstand zwischen unserem Haus und Herrmanns Stall haben höre ich ihn täglich krähen. Das Problem ist, dass Hermann ständig kräht. Ich dachte immer so ein Hahn kündigt morgens nur den Sonnenaufgang an. Nix da, Hermann schreit sich die Seele aus dem Leib und zwar mindestens einmal in 5 Minuten! Manchmal stört es mich nicht mehr so, aber wenn ich dann ausnahmsweise mal auf der Terasse chillen und nur ruhig daliegen möchte ist es schon extrem nervig. Bei uns kommt also kein Hahn aufs Grundstück.

Nach meiner Erlaubnis legte Mr. B. erst richtig los. Der gesamte Hühnerstall wurde komplett neu von innen verkleidet: den Hühnern sollte es ja gut gehen. Außerdem wurde ein perfekter Ei-Ablagekasten konstruiert, eine auf die Dämmerung reagierende Klappe gekauft und ein „Kackbrett“ unter der Schlafstange angebracht. Der Hühnerstall sah aus wie eine perfekte 1-Zimmer-Holzwohnung, fertig zum Neubezug. Inzwischen hatte sich Mr. B. aber einiges Wissen angelesen und herausgefunden, dass Hühnerkacke ziemlich ätzend ist und das nicht nur im übertragenden Sinn. Es wurde also Teerfarbe gekauft, die das Holz nicht so empfindlich machen sollte, und der gesamte Hühnerstall wurde gestrichen. Leider ist diese Farbe bis heute nicht getrocknet und so wurde aus der bezugsfertigen Holzwohnung ein schwarzer Klebekasten. Zur Tierhaltung ungeeignet.

Aber Mr. B. gibt ja nicht auf. In mühevoller Kleinarbeit wurde der Hühnerstall einfach ein zweites Mal verkleidet, so dass der Ursprungszustand vor der Farbe wieder hergestellt war. In der Zwischenzeit wurde übrigens auch der passende Zaun gebaut. So langsam konnten die Hühner kommen. Und dann kam alles doch ganz anders.

Mr. B.’s Projekt #2 in diesem Jahr ist nämlich sein Gemüsebeet und in diesem stören ihn die Nacktschnecken gewaltig. So wurde kurzerhand der Wunsch nach Hühnern zu einem Wunsch nach Laufenten (deren Leibspeise sind Nacktschnecken) umformuliert und dann ging plötzlich alles ganz schnell.

Es wurden mehrere Züchter kontaktiert und bevor ich bis 3 zählen konnte, standen wir inmitten von 40 Laufenten und ließen uns 6 von ihnen in Umzugskartons stecken. Die haben ein Theater gemacht. Mit wildem Rumgequake haben wir ja gerechnet aber, die Laufenten haben alle Trümpfe ausgespielt und mit Flügelschlagen und Schnabel picken gegen ihr „Gefängnis auf Zeit“ angekämpft. Mit ein paar Bändern konnten wir die Umzugskartons aber fixieren und so alle 6 Enten heile zu ihrem neuen Stall bringen. Hier hatte Mr. B. in weiser Voraussicht zunächst den kleineren Zaun vom Gemüsebeet umgesetzt, so dass sich die Laufenten an ihr neues Zuhause gewöhnen konnten. Kaum hatten wir die ersten 2 aus ihrem Karton befreit sprinteten diese wie die Irren durch diesen Zaun. Eine Ente hat sich sogar durchgequetscht und lief dann frei in unserem Garten herum. Die zweite ist steckengeblieben und wurde von uns befreit und dann erstmal in den Stall gesetzt.

Die freilaufende Ente hat Mr. B. dann auch recht schnell eingefangen und zu den anderen Enten gesetzt.
Die erste Aktion für uns hieß jetzt: Zaun verkleinern, so dass keine Ente mehr durchflutschen oder steckenbleiben kann. Gut, dass wir zunächst nur den kleinen Zaun bearbeiten mussten.

Inzwischen haben sich die Laufenten ganz gut an uns und ihren Auslauf gewöhnt und büchsen nicht mehr aus. Den großen Zaun muss Mr. B. trotzdem noch entsprechend präparieren: ein neues Projekt.

Aber das „Beste“ hab ich euch noch gar nicht erzählt: die Laufenten legen keine Eier! Zumindest jetzt noch nicht. Im neuen Buch: „Laufenten: Alles über die quirligen Schneckenfresser“, was übrigens das erste Buch ist, was Mr. B. in diesem Jahr liest, steht, dass Laufenten nur im Frühjahr und Sommer Eier legen. Na toll. Dann müssen wir noch ein bisschen darauf warten. Immerhin essen sie Nacktschnecken und sehen lustig aus:

Laufenten

Laufenten

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